„Heiltumsweisungen“ in Nürnberg 1424-1523. Gebäude Hauptmarkt 15

Jeden 2. Freitag nach Ostern wurden in Nürnberg fast 100 Jahre lang – von 1424 bis 1523 – die Reichskleinodien und Reichsreliquien auf dem Nürnberger Hauptmarkt öffentlich gezeigt. 2019 fällt dieser Tag auf den 3. Mai. Im Jahre 2023 am 21. Mai.

Ort der Präsentation war das Haus ´Hauptmarkt 15´, das Haus der Patrizierfamilie  Schopper. Vor diesem Gebäude wurde für die jährliche Präsentation ein großes hölzernes Podium aufgestellt. Anmerkung: Im Mittelalter gab in Nürnberg keine Hausnummern im heutigen Sinne.

Wie sah das frühere “Schoppersche“- bzw. spätere „Behaimsche Haus” damals in der Frontansicht aus? Wie änderte sich die Fassade des Gebäudes im Laufe der Jahrhunderte – bis in die Jetzt-Zeit?

Durch das Fenster mit dem steinernen Schmuckdekor darüber wurden die Odien und Reliquien während der Weisung eventuell übergeben und wieder empfangen.

Für die Gebäudefassade nehmen wir die Farbe “Nürnberger Rot” plus weiße Kalklinien zum optischen Andeuten von Steinquadern an. Eine nackte Steinfassade mit Quadern unterschiedlicher Maserung hätte optisch wohl zu grob und zu wenig repräsentativ für den Anlass einer Heiltumsweisung gewirkt.

ERGÄNZUNG VOM 8. April 2023:
Wir zeigen das Gebäude ´Hauptmarkt 15´ aus einem leicht anderen Blickwinkel aus Osten. Die große gusseiserne Laterne fällt optisch nicht mehr so dominant in den Blick. Und wir zeigen die komplette westliche Häuserzeile des Nürnberger ´Hauptmarktes´ in der recherchierten damaligen Optik. Ein Interessanter Damals-Jetzt-Vergleich.

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Der optisch freie Blick des Jahres 2023 auf das Gebäude ´Hauptmarkt 15´. Direkt davor war die Bühne bzw. das Holzgestell für die Präsentation der ´Reichskleinodien´ und ´Reichsreliquien´ aufgebaut. Im Haus selbst wurde 1459 Martin Behaim, der berühmte Nürnberger Seefahrer und Erfinder des ersten Erdglobus´ geboren.

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Wir rekonstruierten in 2023 auch die komplette westliche Häuserzeile des Nürnberger ´Hauptmarktes´. Nackte Steinfassaden an repräsentativen Privathäusern gab es im damaligen Nürnberg selten. Mit dem Motiv darüber ergibt sich eine interessanter Damals-Jetzt-Vergleich. Im Gebäude Nr. 19, ganz rechts, lebte der Nürnberger Humanist Willibald Pirckheimer bis zu seinem Tod im Jahre 1530. Blickte er aus dem breiten Turmfenster auf die Stadt?

Heiltumsweisung-Nürnberg-Hauptmarkt-15-Schopper-Behaim-1424-1523-Rekonstruktion-Gebäude-3-Gebäudefront-Westseite-PanoramaHier ein Panoramablick auf die komplette Westfront des Nürnberger Hauptmarktes – gewissermaßen aus Pilgerperspektive. Den farbigen Holzschnitt von 1487 mit einer Darstellung der “Heiltumsweisung” bauten wir maßstabsgerecht ein.

Heiltumsweisung-Nürnberg-Hauptmarkt-15-Schopper-Behaim-1424-1523-Rekonstruktion-Gebäude-3-VergleichLinks die Fassade vor der Zerstörung am 2. Januar 1945, in der Mitte die rekonstruierte Fassade bis 1523 (mit dem Schmuckstein) und rechts die aktuelle Optik.

Ergänzung vom 22. Oktober 2020:
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Hier der Nahblick auf das jetzige Gebäude „Hauptmarkt 15“ – zusammen mit dem farbigen Holzschnitt von 1487. Die Größe der Figuren auf dem Holzstich passt zu den Maßen des aktuellen Gebäudes.

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Zum Abschluss der Blick auf die Westfront des Nürnberger Hauptmarktes – zusammen mit Menschen aus dem 15. Jahrhundert.

Anmerkung 1:
Die letzte “Heiltumsweisung” fand nach Sichten und Vergleichen verschiedener Quellen 1523 statt. Andere Quellen nennen 1524. Wir vertrauen der Quelle “Julia Schnelbögl – Die Reichskleinodien in Nürnberg 1424-1523”

Anmerkung 2:
In unruhigen bzw. kriegsbedingen Jahren fanden in Nürnberg keine “Heiltumsweisungen” statt

Bildquelle: Holzstich der Heiltumsweisung von 1487, Staatsarchiv Nürnberg, Inv.-Nr. Rst. N. Handschriften Nr. 399a