Die Kathedrale von Amiens – Komplettierung der Fassade mit Dachformen


Schon immer störte uns an der eigentlich schönen Fassade von Amiens die chaotische bzw. unsymmetrische Turmgestaltung (einer höher, dazu seltsam niedrige Dächer).
Und zusätzlich dazu noch dieses hässliche Metall-Geländer, das wie bei einer (französischen) Dachwohnung aussieht.

Wir schlagen für Amiens daher zwei bzw. drei mögliche Dachformen bei symmetrischem Turmaufbau vor – und zeigen erstmals eine komplette und vor allem symmetrische Fassade der Kathedrale.

Unser Fazit vorab: durch den Abriss und Neubau des rechten Turmkegels hätten man die Kathedrale um das Jahr 1500 optisch noch ´retten´ retten können (siehe die folgenden Motive). So blieb es leider bei einer chaotischen Fassade.

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In der ersten Version zeigen wir die Kathedrale mit quadratischen Spitzdächern. Wir verwendeten eine alte Panorama-Aufnahme von Amiens und bauten die überarbeiteten Dächer der Kathedrale von Sées ein. Beim rechten bzw. südlichen Turm von Amiens tauschten wir den oberen Bereich des Turms aus – und doppelten den nördlichen Turmbereich. So bekommen die Türme eine gleiche Höhe und ein identisches Aussehen. Wie geschrieben: bei diesem Motiv gehen wir von quadratischen Türmen aus – bei Amiens sind diese aber nicht quadratisch (siehe nächstes Motiv).

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Aus Geldmangel wurde in Amiens (im frühen 13. Jahrhundert) ein Teil der schon gebaute Westfassade wieder abgerissen (Quelle: Violette-le-Duc). Das Langhaus war zu diesem Zeitpunkt aber schon gebaut. Deshalb haben die Türme von Amiens einen schmal-rechteckigen Zuschnitt. Das fällt beim direkten Blick auf die Fassade nicht auf.
Bei diesem Motiv bauten wir deshalb Pult- oder Pavillon-Dächer ein. Diese Dachform ist in Amiens bei zwei kleineren Kirchen so zu sehen. Von einer Kirche übernahmen wir die Proportionen des Dachs 1:1. Und gleichten den rechten Turmkegel von Amiens wieder an. Optisch fehlt dieser Dachversion noch ein Zwischengeschoss zum Unterbau aus Stein. Das Pultdach drückt optisch zu schwer nach unten.

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Hier die Kombination aus beiden Dachformen: der achteckige Unterbau des Steildaches zusammen mit dem Pult- oder Pavillon-Dach. Mit diesem Zwischengeschoss sieht dieser Turmabschluss besser,luftiger und von den Proportionen her ausgewogener aus. Der (er-)drückende Charakter des Pultdaches ist weg.

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Die farbige Version des Spitzdach-Vorschlages. Für Amiens nicht realisierbar, da die Türme dort schmal-rechteckig sind. ´Normalerweise´ hat jede Kathedrale aber quadratische Türme. Unsere Motive sind daher fiktiv. Den linken bzw. südlichen Turm haben wir jeweils angeglichen bzw. überarbeitet. Ganz rechts ist die aktuelle Ansicht zu sehen.

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Hier die farbige Version des Pavillon-Vorschlages. Diese Dachform ist für Amiens typisch (zwei Kirchen haben diese Dachform). Da die Türme der Kathedrale schmal-rechteckig sind, wäre diese Dachform dort ebenfalls denkbar. Es sieht optisch ungewohnt aus – bei schmal-rechteckigen Türmen (wie in Amiens) bleibt aber fast ´keine andere Wahl´. Den rechten Turm haben wir erneut überarbeitet. Ganz rechts ist die aktuelle Ansicht zu sehen. So könnte bzw. ´müsste´ die Fassade der Kathedrale von Amiens vollendet aussehen.

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In Farbe ist hier die Kombination aus Steil- und Pultdach zu sehen: der achteckige Unterbau des Steildaches zusammen mit dem Pavillon-Dach. Die Erker an jeder Seite setzen durch ihre Andersfarbigkeit einen schönen Kontrast – und haben durchaus einen schmückenden Charakter.

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Auf diesen Fotos erkennt man den rechteckig-schmalen Aufbau der Türme von Amiens. Für eine Kathedrale auf diesem architektonischen Niveau doch recht ungewöhnlich. Eine reine Schau-Fassade. Rechts testeten wir die richtige Höhe des Pultdachs aus. Unser Fazit: drei Mal die Höhe des Langhaus-Daches ist optisch vom Boden aus gesehen das richtige Maß für die Dachhöhe.

Weitere Informationen und viele Motive/Ansichten zu ´Amiens´ und anderen Kirchenbauten in ganz Europa finden Sie auf der folgenden hochinteressanten Seite: www.gotik-romanik.de.