Säulen-Fundament einer Synagoge in der Nürnberger ´Frauenkirche´ am Hauptmarkt


Anfang Juli 1986 wurde bei Renovierungsarbeiten in der Nürnberger “Frauenkirche” am Hauptmarkt ein Säulen-Fundament der früheren Synagoge ausgegraben.  Diese Synagoge stand bis Anfang Dezember 1349 – und wurde dann im Zuge eines Pogroms zerstört und abgerissen. Innerhalb von drei Tagen (5./6./7. Dezember 1349) wurden mehrere Hundert Menschen, mindestens 500, getötet.
Wir recherchierten zu dieser Thematik – und gestalteten zwei Postkarten im DIN lang-Format (21 x 10,5 cm), Diese Motive zeigen das Fundament. Sowohl ein Foto des damals ausgegrabenen Fundaments als auch dessen genauer Platz im Boden der jetzigen “Frauenkirche” ist darauf zu sehen – nach fast 35 Jahren. Die Lage, ungefähre Größe und Ausrichtung der damaligen Synagoge leicht nach Südosten, nach Jerusalem, lässt sich damit dokumentieren.
Unsere Idee: Zeigen des Säulen-Fundaments, als würde es wieder ausgegraben und unter einer dicken trittfesten Glasplatte in der Kirche zu sehen sein; mittels Computer-Animation.

Mit den eingeblendeten Figuren ist ein besserer Größenvergleich möglich. Und wir zeigen die damalige Breite des Strebepfeilers. Dieser bestand aus einzelnen Steintrommeln.

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Links steht ein fiktiver Besucher der ´Frauenkirche´ auf der Glasplatte und sieht das Säulenfundament unter sich. Recht ist die Figur neben dem Stein und dessen Unterfütterung zu sehen. Die Breite des damaligen Strebepfeilers ist eingeblendet. Relativ schmal. Daraus folgt für uns: die damalige Synagoge kann nicht sehr hoch und breit gewesen sein. Die Statik des Gewölbes darüber (mit dem Gewichtsdruck nach unten) und die Windlasten von außen sprechen aus unserer Sicht dagegen.
Und wer weiß: Vielleicht hatte die frühere Synagoge gar kein Rundgewölbe im Innern, sondern nur eine flache Holzdecke. Die Strebepfeiler in der jetzigen ´Frauenkirche sind bei geschätzt doppeltem Durchmesser auch nicht riesig hoch.

Ein interessantes Detail: das Pressefoto zeigt auf dem obersten Fundament-Stein einen kleinen eingemeißelten “Davidstern”. Das ist keine Erfindung von uns, sondern eine historische Tatsache. Wir zeichneten auf den Motiven die sichtbaren Linien des Sterns nach und ergänzte das Fehlende symmetrisch.  Auf den Karten ist der Stern zu erkennen. Auf den Rückseiten der versandfähigen Motive stehen kurze Infos – auch auf Englisch.

Das Längsformat der Karte mit dem unter einer imaginären blauen Glasplatte zu sehenden Säulen-Fundmament. Der Sockel hat die Maße 90 cm L x 90 cm B x 120 cm Höhe. Die Lage des Fundaments im Kircheninnere wird deutlich.

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Hier das Querformat der Karte. Links das Pressefoto, in der Mitte zwei Innenaufnahmen der Kirche und rechts unsere Simulation. Die Lage des Fundaments im Kircheninnere wird deutlich. Als Orientierung dient der Heizungskanal im Boden. Das Licht des Scheinwerfers leuchtet fast genau auf den richtigen Bereich des Fußbodens

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Hier ein Ausschnitt des Pressefotos vom 10. Juli 1986. Die Konturen des „Davidsterns“ sind leicht zu erkennen (Quelle: Bernd Hafenrichter / Nürnberger Zeitung).

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Hier der nachgezeichnete „Davidstern“.

Die Lage des Säulen-Fundaments (siehe blauer Punkt) und darauf aufbauend die ungefähre Größe und Ausrichtung der 1349 zerstörten Nürnberger Synagoge ist bei diesem Motiv zu erkennen. Links der Grundriss der Nürnberger ´Frauenkirche´ zusammen mit der erhaltenen Alt-Neu-Synagoge in Prag. Rechts zusammen mit der 1519 abgerissenen Synagoge in Regensburg. Die gelben Flächen zeigen jeweils den Innenraum der Synagoge. Der blaue Punkt zeigt jeweils das in Nürnberg 1986 gefundene und im Boden erhaltene Säulen-Fundament.
Unser Fazit: Im Boden der ´Frauenkirche´ könnte es mindestens noch ein weiteres Säulen-Fundament geben.

Der zentrale Innenraum in Regensburg war bis 1519 größer als in Prag. Die Alt-Neu-Synagoge in Prag hat einen umlaufenden Gang. In diesem Außenbereich beteten die Frauen. In Regensburg waren die Räumlichkeiten zentral südlich dem Gebetsraum (für die Männer) angeordnet. Beide Raum-Varianten wären auch für die Nürnberger Synagoge am ´Hauptmarkt´ bis zu deren Zerstörung im Dezember 1349 denkbar.