Gedenkstätte ´Roter Ochse´ in Halle/Saale. Rekonstruktion des früheren Hinrichtungsraums (1942-45).

Auch zur früheren Hinrichtungsstätte im Gefängnis Halle/Saale können wir nun neues Bildmaterial beisteuern. Damit sind wir wieder die ersten – nach 78 Jahren.
Vom Raum selbst gibt es keine Originalfotos nach 1945. Dies ergab eine Nachfrage bei der dortigen Gedenkstätte.
Für die damalige Optik der Hinrichtungsstätte schlagen wir diese Optik vor. Wir waren „damals auch nicht dabei“. Auf der Basis von gesicherten historischen Informationen und dem Vergleich mit anderen damaligen Hinrichtungsstätten halten wir unseren Vorschlag aber für denkbar. Welche Farbigkeit die Fliesen bis 1945 im Raum hatten, ließ sich leider nicht sicher recherchieren. Die verwendete Farbe wurde aber nach 1900 im Gebäude mit dem späteren Hinrichtungsraum verbaut. Dass der Raum gefliest war, halten wir für sicher. Wie sonst hätte man das ganze Blut nach einem Hinrichtungstag mit mehreren Personen wieder entfernen können? Aus jedem Getöteten pumpte das Herz noch rund 1,5 Liter Blut heraus.

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Die für uns zentrale Frage: Welches Fallbeil bzw. ´Fallschwertmaschine´ wurde damals im Hinrichtungsraum in Halle/Saale verwendet? Es kann als gesichert gelten, dass dort ein Fallbeil vom Modell ´T´ (für Tegel) im Einsatz war. Wir bauten die Ansicht eines erhaltenen baugleichen Modells in unser Motiv ein. Diese Maschine stammt ursprünglich aus dem Gefängnis Brandenburg Havel (vormals: Görden); und war dort bis 1945 im Einsatz. Zu den Figuren: Vorne sind die beiden Gehilfen zu sehen, die den Verurteilten packten, auf das Richtbrett beförderten und bis zum Vollzug der Todesstrafe festhielten. Links hinten ist der Scharfrichter zu sehen. Rechts daneben der „Kopfknecht“. Dieser hatte die Aufgabe, des Kopfes des Verurteilten bis zu dessen Abtrennen durch das Messer an den Ohren fest nach vorne zu ziehen.

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Ein erster Damals-Jetzt-Vergleich des Hinrichtungsraums – bei geöffnetem Vorhang. Der massive Deckenunterzug in der Mitte des Raumes ist eine statische Ergänzung nach 1945, als in der DDR-Zeit das bestehende Gebäude aufgestockt wurde. in unseren Motiven entfernten wir ihn deshalb (bau-)historisch richtig.

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Hier die Damals-Jetzt-Variante bei geschlossenem Vorhang.

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Auf diesem Motiv blenden wir ein neutrales Fliesengitter ein. Die Farbigkeit der Fliesen im Hinrichtungsraum bis 1945 lässt sich leider nicht sicher bestimmen.

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Der Blick in Richtung des Fallbeils vom Modell „T“. Der Vorhang ist aufgezogen. Vorne steht der Verurteilte mit den beiden Gefängnisbeamten. Er wird gleich an die beiden Scharfrichtergehilfen übergeben. Dahinter links der Scharfrichter und hinten rechts der „Kopfknecht“. An der linken Wand ist der Eisenträger für Erhängungen zu sehen. Ob es eine „T-Schiene“ war, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Laut der Quellen befand sich die Vorrichtung an dieser Wandseite.

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Der unmittelbare Moment vor der Hinrichtung. Es ist unwahrscheinlich, dass der Verurteilte Zeit damals Zeit hatte, verweilend einen Blick auf den schwarzen Vorhang zu werfen. Es sollte alles schnell ablaufen – der Verurteilte sollte nicht in Aufregung geraten und sich körperlich noch gegen seine Hinrichtung wehren.

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Wie geschrieben: die Farbigkeit der früheren Fliesen im Raum (bis 1945) lässt sich leider nicht sicher bestimmen. Unsere Farbigkeit ist ein Indizien-Vorschlag. In einer Art „neutraler Simulation“ blenden wir daher in diesem Motiv nur ein Fliesen-Gitternetz ein. Im Jahre 1942, dem baulichen Gestalten des Hinrichtungsraums, herrschte Kriegs- bzw. Mangelwirtschaft. Eventuell griff man daher damals auf jede Fliesenfarbe zurück, die schnell und in ausreichender Menge beschaffbar war.

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In einer Art Zeitleiste zeigen wir die Schritte bis zur Hinrichtung. Links die geschlossenen Tür zum HInrichtungsraum, dann der Verurteilte mit den beiden Wärtern, die Türe öffnet sich, darauf folgte der Namensabgleich am Tisch mit den drei Vollstreckungsbeamten. Diese sind am Ende allein zu sehen (der Gefängnisleiter, der die Hinrichtung leitende Staatsanwalt und der Gefängnisarzt). Plus evtl. eine weitere Person (zum Öffnen der Türe, Vorbereiten der Unterlagen, Anfordern/Holen des nächsten Verurteilten).

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Links unser Vorschlag für den damaligen Hauptzugang in den Hinrichtungsraum. Rechts die aktuelle Optik. Die verwendete Holztüre ist in der Nahe des früheren Hinrichtungsraums noch original lackiert vorhanden. Sie wirkt solide gebaut – und stammt deshalb wohl nicht aus der DDR-Nachkriegszeit. Sondern ist älter.

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Die Türe ist geöffnet. Der Verurteilte blickt in den Raum. Rechts die aktuelle Optik zum Vergleich.

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Der Verurteilte steht am Tisch mit den drei Vollstreckungsbeamten. Dort erfolgte der Namensabgleich und die nochmalige Verkündung/Verlesung des Todesurteils. Rechts die aktuelle Optik zum Vergleich. Das jetzt abgedunkelte Fenster änderten wir in unserem Damals-Entwurf ab. Die gelben Fliesen sind keine pauschale Erfindung, sondern an anderer Stelle im Gefängnis Halle zu sehen. Nach Quellenlage ab 1900 verbaut.

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Zum Abschluss der Blick in den Vorraum. Am Tisch sitzen der Gefängnisleiter, der Anstaltsarzt und der leitende Staatsanwalt. Eventuell gab es noch eine vierte assistierende Person (zum Öffnen der Türe und zum Holen bzw. Aufrufen des nächsten Verurteilten). In Stadelheim gab es diese vierte Person sicher. Für Halle schlagen wir es daher ebenfalls vor.