Die rund 800 Jahre alten Steinskulpturen an der Ostseite des Heiden- oder Margaretenturms fallen genau genommen in die Epoche der Spätromanik (um 1220 herum). Zwei Skulpturen in der unmittelbaren Nähe entstanden aber in der (Spät-)Gotik. Deswegen ordnen wir alle Figuren unserer Werkgruppe ´Gotik´ unter.

Zum Einstieg der Blick auf die aktuelle Ostseite des ´Heidenturms´. Von der früheren Steinskulptur links ist nur noch der verwitterte Torso zu erkennen. Wie sah die Figur früher aus? Was war dargestellt? Wir geben die Antwort.

Links stand (bis vor dem Jahre 1942) eine Darstellung der Kaiserin Kunigunde, der Ehefrau von Kaiser Heinrich II (die rechte Figur). Beide Skulpturen halten symmetrisch eine Art Zepter in beiden Händen.

Von der gleichen Bildquelle (um 1870 herum) fügten wir die Ansicht der Darstellung von Kaiser Heinrich II. ein. Der harte (Kalk-)Stein der rechten Figur übersteht seit Jahrhunderten allen Witterungsbedingungen sehr gut. Die linke Figur (wohl aus dem gleichen Material) wurde nicht durch Kriegseinwirkung (Luftdruck etc.) am 2. Januar 1945 zerstört. Ein Reiseführer aus dem Jahre 1942 beschreibt sie als „jetzt zerstört“.

Erneut der Blick auf die aktuelle Optik des ´Heidenturms´ – jetzt aber mit Blick auf die beiden (spät-)gotischen Steinskulpturen rechts außen. Nach Quellenlage sind zwei Apostelfiguren dargestellt: ganz rechts außen der Heilige Petrus, links daneben der Heilige Paulus. Diesem fehlt leider das Gesicht. Diese Figur ersetzte um 1520 herum die damals stark verwitterte romanische Vorgängerfigur. Die Konsole dieser Figur ist noch original spätromanisch. Auch die Figur des Heiligen Petrus rechts außen sitzt auf einer spätromanischen Konsole. Diese trägt die Jahreszahl 1487. Ob die beiden Skulpturen rechts vom gleichen Künstler gemeißelt wurde, lässt sich stilistisch nicht sicher sagen. Gestalterisch sehen wir Unterschiede.

Die Steinskulptur des Apostels ´Paulus´ erlitt in den letzten rund 500 Jahren Beschädigungen und Fehlstellen: zum einem platzte das Gesicht ab, zum anderen fehlen die beiden Hände mit den Paulus-typischen Attributen (Bibel und Schwert). Wir recherchierten und ergänzten das Fehlende digital. Links die aktuell erhaltene Steinfigur, danach mit dem rekonstruierten Gesicht, dann die fehlenden Hände plus Attribute (Bibel und Schwert) und abschließend das farblich angeglichene Ergebnis. Eventuell war das Schwert damals aus echtem Eisen mit einem echten Knauf gefertigt. Wir halten es auch für möglich, dass diese Steinfigur um 1520 herum mehrfarbig bemalt war.

Im Jahre 1520 fanden parallel mit der Wahlfindung und Wahl des nächsten deutschen Kaisers Renovierungsarbeiten auf der Nürnberger Kaiserburg statt. Der neu gewählte Kaiser, Karl V., musste nach der damaligen Rechtsordnung seinen ersten Reichstag dann in Nürnberg abhalten. Vor diesem Hintergrund wurden große Teile der Nürnberger ´Kaiserburg´ verputzt und anschließend weiß gekalkt oder mit weißer Farbe bestrichen. Wir schlagen nach unserer Recherche diese farbliche Optik für den Bereich des ´Heidenturms´ vor. Die Steinfiguren waren aus unserer Sicht nicht steinfarben blank zu sehen, sondern bekamen einen Anstrich mit der Farbe „Nürnberger Rot“.