„Weiße Rose“. Hinrichtungsraum im Gefängnis Stadelheim. 1943/1958

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Wie viele Bücher wurden seit 1945 zur Geschichte der „Weißen Rose“ geschrieben? Wie oft wurden die letzten Minuten der drei wohl bekanntesten Mitglieder vor ihrem Tod beschrieben?

Bisher konnte aber nie der Raum gezeigt werden, in dem die Todesurteile vollstreckt wurden. Wie sah er aus? Wo stand die Enthauptungsmaschine vom Typ „Mannhardt“?

Neben diesen drei Mitgliedern der „Weißen Rose“ wurden mehr als 1.300 weitere Menschen (aus ganz Europa) in diesem Raum enthauptet oder erhängt. Auch daran wollen wir erinnern.

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Der kurze Weg in die Nebengarage rechts macht aus unserer Sicht mehr Sinn (siehe die angeschnittene Türe rechts außen). Über diese wurden (nach unserer Sicht) die Särge mit den Toten in die Nebengarage getragen. Uns liegt hierfür ein Beweisfoto vor.Hier das identische Motiv mit der perspektivisch länger gezogenen Wand rechts. Der schmale lange Charakter des Raum kommt besser zur Geltung.

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Weiße-Weisse-Rose-Hinrichtungsraum-Hinrichtungsstätte-1943-1958-Fallbeil-Enthauptung-Panorama-Blick-schwarzer-Vorhang-Garage-Weisse-Rose-Probst-Huber-Schmorell-Graf-Stadelheim-München-Muenchen-White-Rose-execution-room-chamber-1943-1958-site-fallbeil-beheadings-room-panoramic-black-curtain-garage-prison-stadelheim-munichZum Vergleich der Blick in den Hinrichtungsraum um 1958 herum. Die beiden Türen links wurden nach 1945 zugemauert. Die Wände halbhoch mit  einer Ölfarbe gestrichen. Der Hinrichtungsraum wurde nach 1949 als Kfz-Werkstatt genutzt. Der Stahlträger für Erhängungen diente später zum Hochziehen von Kraftfahrzeugen. Die Türe rechts zur Nebengarage gab es noch (der Garagentrakt mit dem früheren Hinrichtungsraum wurde 1967 abgerissen).

INFORMATIONEN:
Auf der Basis von Filmaufnahmen des „BR“ (Bayerischer Rundfunk) aus dem Jahre 1958 ist nun erstmals ein Panoramablick in den Hinrichtungsraum möglich. Fehlende Teile der Wände, der Fenster und des Fußbodens wurden am Computer ergänzt. Wir verweisen auf §24 UrhG (Werke mit einer neuen „Gestaltungshöhe“ sowie „Abstand“ zum Originalbild).

Neben einer Innenansicht des Hinrichtungsraums „Stand: 22.2.1943“ – inklusive der verwendeten Hinrichtungsmaschine vom Typ „Mannhardt“ und dem Stahlträger für Erhängungen – zeigen wir den Raum auch „Stand: 27.3.1958“ mit seinen nach 1945 erfolgten Umbauten bzw. Veränderungen. Die beiden Türöffnungen wurden zugemauert. Der Raum durch den Einbau eines Garagentores als Kfz-Werkstatt umfunktioniert. Dies ist gesicherte Sachlage – und keine Erfindung oder willkürliche Ergänzung. Um 1966 herum wurde der Hinrichtungsraum mit dem direkt angeschlossenen Garagentrakt für einen Gefängnisneubau abgerissen.

Bisher existierte vom Hinrichtungsraum in Stadelheim nur eine Fotografie aus dem Jahr 1956 mit dem stark eingeschränkten Blick auf eine Ecke des Raums. Zum Zeitpunkt 22.2.1943 befand sich nach unseren Recherchen hier der Platz für den Staatsanwalt, den Gefängnisdirektor sowie den Gefängnisarzt; diese saßen an einem oder mehreren Tischen.

Zum Raum selbst: Laut Quellenlage und eigener Recherchen war dieser rund 11,5 m lang und 7 Meter breit. Höhe: knapp 4 Meter. Aus Backstein gemauert und im Innern mit Kalkputz versehen. Der Fußboden bestand wie in Plötzensee aus rauhem Beton-Estrich. Ein Vorhang verdeckte den Blick auf die Fallschwertmaschine.

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Der Raum „Stand: 22.2.1943“ nun mit roten Kontroll-Linien und Figuren im Maßstab 1:25. Die Linien wurden parallel gespiegelt. Eine Figur ebenfalls. Das Waschbecken mit seiner Beckenhöhe dient als guter Vergleichsmaßstab. Die richtige Höhe der Enthauptungsmaschine (2,84 Meter) lässt sich über die Figur (ca. 1,75 Meter real) gut ermitteln.

Zum Ermitteln der richtigen Höhe der Figuren im Verhältnis zur Fensterfront nutzten wir auch das bekannte (und einzige reale) Foto des Hinrichtungsraums in Stadelheim (um 1956 herum); siehe Internet.

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Der Raum „Stand: 27.3.1958“ ebenfalls mit Kontroll-Linien und Musterfiguren.
Interessant: die Höhe der wasserfesten Farbe an der Wand entspricht in etwa einer männlichen Durchschnittsgröße von 1,75 m. Dies haben wir nicht „hingefummelt“, sondern ist ein Ergebnis der Raum-Rekonstruktion.